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Wie gelingt es Familienunternehmen im Nahen Osten, sich zu wandeln, zu professionalisieren und zu expandieren und gleichzeitig ihr Erbe zu bewahren?
In dieser Folge von Gespräche mit Executive Interim ManagernGastgeber Bohuslav Lipovsky, Managing Partner bei CE Interim, trifft sich mit Xander Kruger, einem erfahrenen internationalen Interim Manager und interkulturellen Experten.
Mit mehr als 18 Jahren Erfahrung im Nahen Osten gibt Xander Einblicke in die Umwandlung von familiengeführten Unternehmen in der Region, die Herausforderungen, denen sie sich stellen müssen, und die Art und Weise, wie Interim Manager den strategischen Wandel vorantreiben können.
1. Die Entwicklung von Familienbetrieben im Nahen Osten
Bohuslav:
Xanderherzlich willkommen zum Podcast! Erzählen Sie uns ein wenig über Ihren Hintergrund und Ihre Reise in den Nahen Osten.
Xander:
Vielen Dank, Bohuslav. Es ist toll, hier zu sein! Meine Reise begann in Europa, wo ich multinationale Organisationen leitete. Dann wurde ich von einer Interim-Management-Firma angesprochen, was mein erster Einstieg in diesen Bereich war. Mit der Zeit wechselte ich in den Nahen Osten, wo ich nun seit fast zwei Jahrzehnten tätig bin.
Ich hatte das Privileg, Transformationsbemühungen für familiengeführte Unternehmen im Nahen Osten, auch in Saudi-Arabien, zu leiten.
Der Nahe Osten ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Zu sehen, wie sich die Region entwickelt - insbesondere Dubai, das sich von einem ruhigen Handelszentrum in den frühen 90er Jahren zu einem globalen Wirtschaftszentrum entwickelt hat - war unglaublich.
2. Die größten Herausforderungen bei der Umgestaltung von Familienbetrieben
Bohuslav:
Sie haben viel mit familiengeführten Unternehmen gearbeitet. Was sind einige der wichtigsten Erkenntnisse aus diesen Umwandlungen?
Xander:
Die erste Herausforderung besteht darin, die Werte und Traditionen der Familien zu verstehen. Viele dieser Unternehmen haben ihren Erfolg auf einem starken Familienerbe aufgebaut, so dass der Einstieg als Außenstehender ein hohes Maß an kulturellem Bewusstsein und Demut erfordert.
Eine der größten Herausforderungen ist die Unternehmensstrukturierung. Viele Unternehmen müssen von einem traditionellen, familiengeführten Modell zu einem strukturierten System der Unternehmensführung übergehen. Eine weitere Hürde ist das Veränderungsmanagement, denn der Widerstand gegen eine externe Führung ist weit verbreitet. Die internationale Expansion ist für viele ein Ziel, doch fehlt ihnen oft das Know-how, um dies effektiv zu tun.
Darüber hinaus ist die technologische Integration von entscheidender Bedeutung, wird aber häufig durch veraltete Verfahren verzögert.
3. Die Rolle von Interim Managern bei der Unternehmensumwandlung
Bohuslav:
Was veranlasst Familienunternehmen dazu, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen? Ist es die Familiennachfolge, der Wunsch nach einem Börsengang oder die internationale Expansion?
Xander:
Es ist eine Mischung. Manchmal kommt die Erkenntnis während eines Gesprächs beim Abendessen in der Familie - "Wir müssen wachsen. Wir brauchen eine Struktur. Wir müssen uns vergesellschaften". In anderen Fällen zwingen externe Auslöser wie der Wettbewerb auf dem Markt oder gesetzliche Änderungen zum Handeln.
Die größte Hürde ist oft die Abstimmung zwischen den Familienmitgliedern. Die Vision mag an der Spitze klar sein, aber die operativen Teams oder das mittlere Management haben vielleicht nicht die gleiche Perspektive. Hier kommen Interim Manager ins Spiel, um diese Lücke zu schließen und strategische Diskussionen in umsetzbare Pläne zu verwandeln.
4. Entscheidungsfindung in Familienunternehmen vs. Kapitalgesellschaften
Bohuslav:
Familienunternehmen verwalten ein Vermögen in Milliardenhöhe. Wie verhält sich die Entscheidungsfindung in diesen Unternehmen im Vergleich zu großen Konzernen?
Xander:
In Familienunternehmen ist das viel weniger strukturiert. Entscheidungen werden oft von Hierarchie und Emotionen bestimmt, nicht von der Analyse im Vorstand. Das älteste Familienmitglied - in der Regel der Vorstandsvorsitzende - gibt oft die Vision vor, die dann unter den Familienmitgliedern diskutiert wird.
Unternehmen hingegen haben klare Führungsstrukturen, definierte Rollen und etablierte Prozesse. Ein multinationales Unternehmen funktioniert wie ein gut geölter Dieselmotor, während sich ein Familienunternehmen wie ein Sportwagen anfühlen kann - manchmal beschleunigt es, manchmal verlangsamt es unvorhersehbar.
5. Interim-Manager: Impulse für den Wandel in einem schnell wachsenden Markt
Bohuslav:
Viele neue Manager - sowohl fest angestellte als auch Interim-Manager - ziehen in den Nahen Osten. Welchen Rat würden Sie Interim-Managern geben, die hier in Familienunternehmen einsteigen?
Xander:
Kommunikation und Zuhören sind der Schlüssel. Lernen Sie die Werte und Visionen der Familie kennen, bevor Sie Empfehlungen abgeben. Überstürzen Sie die Umsetzung nicht - bauen Sie zunächst Vertrauen auf. Seien Sie bei der Entscheidungsfindung transparent und halten Sie die wichtigsten Interessengruppen auf dem Laufenden. Machen Sie sich vor allem klar, dass Sie nicht da sind, um den Platz eines Familienmitglieds einzunehmen, sondern um Wachstum und Wandel zu ermöglichen.
6. Umgang mit Führungswechseln: Die ersten 48 Stunden bis zu den ersten 48 Tagen
Bohuslav:
Nehmen wir an, ein Interimsmanager landet im Nahen Osten, um ein angeschlagenes Unternehmen zu übernehmen. Welche Prioritäten sollte er in den ersten 48 Stunden und den ersten 48 Tagen setzen?
Xander:
In den ersten 48 Stunden geht es darum, Glaubwürdigkeit aufzubauen und Unterstützung zu gewinnen. Vergewissern Sie sich, dass die einstellende Partei voll und ganz hinter Ihnen steht - ohne ihre Unterstützung ist eine echte Veränderung unmöglich. Stabilisieren Sie das Team, denn Ungewissheit kann Ängste auslösen, vor allem, wenn die vorherige Führungskraft schon lange dabei war. Am wichtigsten ist es, den Ton anzugeben: "Wir sind nicht hier, um das Unternehmen zu schließen, sondern um es zu reparieren und zu vergrößern".
In den nächsten 48 Tagen sollte sich der Schwerpunkt auf die Diagnose der Herausforderungen des Unternehmens verlagern. Ermitteln Sie die Grundursachen, kommunizieren Sie regelmäßig mit Führungskräften und Mitarbeitern und setzen Sie Prioritäten für schnelle Erfolge, um eine Dynamik aufzubauen. Die Festlegung eines klaren Fahrplans für die Umgestaltung ist in dieser Phase entscheidend.
7. Häufige Missverständnisse über Turnarounds im Nahen Osten
Bohuslav:
Viele gehen davon aus, dass es angesichts des Reichtums im Nahen Osten keinen Bedarf an Umstrukturierungen gibt. Was meinen Sie dazu?
Xander:
Das ist ein Mythos. Selbst Milliarden-Dollar-Unternehmen stehen vor finanziellen und betrieblichen Herausforderungen. Sinkende Umsätze und Rentabilität, betriebliche Ineffizienzen und unstrukturierte Expansion können zu Instabilität führen. Ein zu schnelles Wachstum ohne Governance führt häufig zu internen Fehlentwicklungen.
Bohuslav:
Was sehen Sie in der Region eher - finanzielle oder operative Turnarounds?
Xander:
Mehr betriebliche Umstrukturierungen. Unternehmen skalieren hier oft schnell, ohne ihre internen Strukturen zu verbessern. Finanzielle Notlagen kommen zwar vor, aber die meisten Probleme sind auf Ineffizienz, fehlende strategische Ausrichtung oder Führungslücken zurückzuführen.
Abschließende Überlegungen: Die Zukunft von Familienunternehmen im Nahen Osten
Bohuslav:
Wie sieht die Zukunft der Familienunternehmen in dieser Region aus?
Xander:
Der Trend ist eindeutig. Immer mehr Familienunternehmen setzen auf eine strukturierte Unternehmensführung und professionalisieren ihre Abläufe. Die digitale Transformation beschleunigt sich, und Unternehmen, die sich nicht anpassen, werden es schwer haben. Interimsmanagement nimmt zu, da Unternehmen den Bedarf an externer Expertise bei der Unternehmensstrukturierung, der Expansion und bei Führungswechseln erkennen.
Die Zukunft ist rosig, aber Unternehmen müssen sich weiterentwickeln. Das Familienerbe ist wichtig, aber nachhaltiges Wachstum erfordert moderne Führungsansätze.
Bohuslav:
Xander, ich danke Ihnen für dieses aufschlussreiche Gespräch!
Xander:
Mit Vergnügen! Ich freue mich darauf zu sehen, wie sich diese Unternehmen weiter entwickeln.
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